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Foto: 3D-Concept

Software

Wenn Kunden Zulieferblechkomponenten selbst kalkulieren

Der Bereich Beschaffung bei Robert Bosch Packaging Technology setzt in einem Pilotprojekt Radan-Software für die Blechteilekalkulation ein.

Robert Bosch Packaging Technology ist Teil der weltweiten Bosch Gruppe hat kürzlich in Radan-Software investiert, um exakte Kosten für Blechteile zu erzielen, welche es in Verpackungsmaschinen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie benötigt.
Mit nur einem kleinen eigenen Produktionsteam lagert das Unternehmen die Produktion seiner Blechbauteile aus. Dominik Bach ist verantwortlich für den Arbeitsbereich Material Management von Blechprodukten in der Zentrale der Robert Bosch Packaging Technology GmbH in Waiblingen, Deutschland. Er erzählt, dass mit der Radan-Software eine für sie wichtige Problematik gelöst werden konnte: „Unsere Lieferanten konnten uns keine genauen und schnellen Kalkulationen bezüglich der Blechteile abgeben. Wir erhielten oft verspätete oder falsche Angebote und manchmal wurde das gleiche Teil zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Deshalb haben wir ein festes Bestellmuster mit Radan erstellt. Statt eine Anfrage an Lieferanten zu richten, ein Angebot zu erhalten und dann die Bestellung aufzugeben, können wir dem Zulieferer jetzt die genauen Kosten des Bauteils und den individuellen Arbeitsablauf mitteilen.“

Differierende Kalkulationen der Blechlieferanten

Um das zu erreichen, investierte Bosch in verschiedene Radan Module (Radimport, Radprofile, Radmanager und Radquote), welche die Berechnungen auf Basis der Blechtechnologie automatisieren. Die Konstruktions- und Entwicklungsabteilung von Bosch liefert dafür 3D-Solidworks-Modelle, die über Radan importiert werden und für die dann automatisch die Abwicklung erstellt wird. In Folge werden die Laserschneidzeit und der Materialverbrauch für die Bestellvorgabe berechnet.

„Anhand vordefinierter Formeln werden unter Verwendung von Radan–Radquote die Kosten weiterer individueller Arbeitsabläufe eingegeben – einschließlich Abkanten, Richten, Entgraten, Schweißen, Glasperlenstrahlen, Bohren, Zukaufteile, Personal- und Versandkosten“, erklärt Bach. Im Ergebnis würden diese Berechnungen den Preis für die Maschinenzykluszeiten sowie für alle Folgearbeiten festlegen. „Die einzige Variable ist der Stundensatz für die Werkstattarbeiter unserer Lieferanten“, fügt Bach hinzu. „Das bedeutet, dass wir den Endpreis, den wir bereit sind, jedem Subunternehmer zu bezahlen, festsetzen können. Realistische Zahlen die unseren Berechnungen zugrunde liegen, liefert uns dabei die marktführende Blechsoftware“.

Gezielte Auswahl des Zulieferers je nach Projekt

„Wenn ein Zulieferer höhere Personalkosten hat, helfen wir ihm mit unseren Möglichkeiten zur Lieferantenentwicklung“, sagt Bach. Das könnte beispielsweise durch die Implementierung schneller Change–Prozesse oder anhand von Workshops erfolgen. Das Ziel sei dabei, die Produktion der Lieferanten so zu optimieren, dass sie gegenüber einem Zulieferer mit geringeren Personalkosten wettbewerbsfähig werden. Zum Beispiel werde ein Zulieferer mit schnellem Laserschneiden aber geringerer Schweißperformance bei einem Projekt, bei dem mehr Schweißarbeiten erforderlich sind, den Auftrag nicht erhalten. Radan gebe Bosch Packaging Technology die Möglichkeit, immer den – gemessen am jeweiligen Projekt – besten Lieferanten auszuwählen.

„Wir senden unsere Berechnungen zusammen mit der Bestellung und den STEP-Dateien des Bauteiles an die Lieferanten“, erläutert Dominik Bach die Vorgehensweise. Hierbei käme es sowohl für Bosch als auch für die Lieferanten zu einer Win-Win-Situation, denn beide Parteien hätten dadurch Vorteile, wie Bach betont. Die wichtigsten Aspekte fasst er noch einmal zusammen, und da wären zum einen die Vorteile für sein Unternehmen:

  • Verkürzung der gesamten Durchlaufzeit eines Auftrages um fünf bis acht Tage.

  • Konstante Preis- und Planungssicherheit. Fehler, die durch manuelle Berechnungen verursacht werden, sind ausgeschlossen.

  • Kosteneinsparung durch optimale Platzierung der Bestellungen je nach Lieferantenstärken.

  • Auf der anderen Seite könnten auch die Lieferanten profitieren und Vorteile aus einer deutlich einfacher gestalteten Beziehung zu Bosch Packaging Technology ziehen.

Die Vorteile seien im Einzelnen:

  • Weder Berechnungen respektive Kalkulationen noch Angebote sind erforderlich.

  • Keine Vertriebsaufwände sind nötig, um eine Bestellung von Bosch zu erhalten.

  • Ein mehrjähriger Vertrag zwischen Bosch Packaging und dem Blechbearbeiter über die Abnahme von Bauteilen sichert die Geschäftsbeziehung ab.

  • Software deckt Stärken und Schwächen auf.

Ein anderer großer Vorteil ist, dass die Software jedem Lieferanten seine individuellen Stärken aufzeigt. „Wenn beispielsweise ein Teil mehrere Schweißarbeiten erfordert, zeigt Radan auf, welcher Lieferant die beste Schweißperformance erzielt. Das bedeutet, dass wir nicht nur über den Preis entscheiden, sondern für jeden Auftrag den geeignetsten Zulieferer auswählen können. Das heißt, die Lieferanten erhalten Aufträge von uns, die ihre individuellen Stärken widerspiegeln.“

Derzeit nutzen Dominik Bach und sein Team die Radan-Software in dieser Weise. Wenn sich das Pilotprojekt als erfolgreich erweist – worauf die ersten Anzeichen hindeuten – wird die Lösung wahrscheinlich auf andere Bosch Werke in der ganzen Welt ausgeweitet werden. „Radan könnte letztendlich die Effizienz unserer Beschaffungsprozesse weltweit wesentlich beeinflussen“, endet Bach.

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