ABB hat das Schweizer Startup Sevensense übernommen, einen Anbieter von KI-gestützter 3D-Vision-Navigationstechnologie für autonome mobile Roboter (AMR). Sevensense wurde 2018 als Spin-off der ETH Zürich in der Schweiz gegründet. Die Akquisition folgt auf ABBs Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an Sevensense, nachdem die beiden Unternehmen 2021 bereits eine Innovationspartnerschaft geschlossen hatten. In demselben Jahr übernahm ABB auch ASTI Mobile Robotics. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben. Nach Pilotprojekten mit Kunden in der Automobil- und Logistikbranche wird ABB die Technologie von Sevensense in ihr AMR-Portfolio integrieren und will damit eine beispiellose Kombination aus Schnelligkeit, Präzision und Nutzlast bieten.
Roboter und Mensch Hand in Hand
„Die Transaktion ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserer Vision eines Arbeitsumfelds, in dem KI-gestützte Roboter Menschen unterstützen. Wir gehen damit auf die steigenden Anforderungen unserer Kunden nach mehr Flexibilität und Intelligenz in Zeiten des akuten Fachkräftemangels ein“, sagte Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation von ABB. Der Markt für mobile Roboter wird bis 2026 voraussichtlich mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 20 % von 5,5 Mrd. USD auf 9,5 Mrd. USD wachsen.
Innovative Navigationstechnologie
Die innovative Navigationstechnologie von Sevensense vereint KI und 3D-Bildverarbeitung. Dies ermöglicht AMR, intelligente Entscheidungen zu treffen und in dynamischen Umgebungen zwischen festen und beweglichen Objekten zu unterscheiden. Atiya fügt hinzu: „Ausgestattet mit Bildverarbeitungstechnologie und KI, scannt jeder mobile Roboter einen bestimmten Teil des Gebäudes. Die Blickfelder aller Roboter werden zu einer vollständigen Karte zusammengefügt, sodass die AMR auch in sich schnell verändernden Umgebungen autonom arbeiten können.“ Nach einmaliger manueller Führung erstellen mobile Roboter mit der sogenannten Visual-SLAM-Technologie (Visual Simultaneous Localization and Mapping) eine Karte, die sie zu einem unabhängigen Betrieb befähigen. Das verkürzt die Inbetriebnahmezeit von Wochen auf Tage und ermöglicht den AMR die Navigation in hochkomplexen, dynamischen Umgebungen, in denen sich auch Menschen aufhalten. Die Karten werden laufend aktualisiert und in der gesamten Flotte geteilt, was sofortige Skalierbarkeit ohne Unterbrechung des Betriebs und größere Flexibilität im Vergleich zu anderen Navigationstechnologien ermöglicht.
Revolution des Produktionsalltags?
Die revolutionäre Technologie hat das Potenzial, die Robotik weit über AMR hinaus zu verändern und Effizienz, Flexibilität und Präzision in der Produktion und Intralogistik zu erhöhen. Schon heute transformiert diese KI-gestützte Navigationstechnologie die Automobil- und Logistikbranche, wo sie durch schnellere und effizientere operative Abläufe Mehrwert schafft. Beim Automobilhersteller Ford werden AMR von ABB mit Visual-SLAM-Technologie die Effizienz an Produktionsstandorten in den USA erhöhen, während Michelin die Technologie in seinem Werk in Spanien in der Intralogistik einsetzen wird. Andere Automobilhersteller werden die Technologie in Großbritannien, Finnland und Deutschland einführen. „Mit der Übernahme von Sevensense wird ABB zur führenden Anbieterin von AMR der nächsten Generation. Wir können nun Visual-SLAM in autonomen mobilen Robotern anbieten, zusammen mit einem integrierten Portfolio von Robotern und Maschinenautomationslösungen, gesteuert von unserer wertsteigernden Software“, sagte Marc Segura, Leiter der ABB-Division Robotics.
So geht es weiter mit Sevensense
Die Technologie wird weiterhin in verschiedenen Segmenten wie der Materialhandhabung, der Gebäudereinigung und anderen Bereichen der Servicerobotik unter dem Produktnamen Sevensense vertrieben. Gregory Hitz, CEO von Sevensense, erklärte: „Dies ist ein bedeutender Moment auf unserem gemeinsamen Weg: Wir können unsere selbst entwickelte Technologie nun in zahlreichen Märkten und Sektoren einführen. ABB ist für uns das ideale ‚Zuhause‘, um unsere vielfältige Plattform für 3D-Vision-Autonomie weiter zu skalieren und Hersteller im Bereich der automatisierten Materialhandhabung und Servicerobotik zu bedienen. Gemeinsam werden wir die Grenzen der KI-gestützten Robotik neu definieren.“ Die rund 35 Mitarbeitenden von Sevensense werden weiterhin in der Schweizer Niederlassung des Unternehmens in Zürich tätig sein.