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Die Arku-Geschäftsleitung will vor allem die Automatisierung der Anlagen intensiv vorantreiben: (vo.li.) Dr. Jochen Kappler und Albert Reiss.
Foto: Werbefotografie Weiss GmbH
Die Arku-Geschäftsleitung will vor allem die Automatisierung der Anlagen intensiv vorantreiben: (vo.li.) Dr. Jochen Kappler und Albert Reiss.

Interviews

Einfache Anlagenbedienung ist ein großer Vorteil

Es bewegt sich viel in diesem Jahr bei Arku. Die Geschäftsleiter Albert Reiss und Dr. Jochen Kappler erläutern, welche Themen bei Arku derzeit im Fokus stehen.

Arku gilt auch dieses Jahr wieder als heimlicher Weltmarktführer. Wir haben ach dem Erfolgsrezept gefragt und was das Unternehmen demnächst plant.

Herr Reiss, Ende 2022 wurde Arku wieder von der Wirtschaftswoche als „Heimlicher Weltmarktführer“ ausgezeichnet. Was bedeutet solch eine Auszeichnung für Sie?

Hr. Reiss: Das ist natürlich für alle unser Mitarbeiter schön und eine Bestätigung für Ihre Arbeit. Denn auch wenn wir mit unseren Produkten in einer Nische unterwegs sind, gehören wir zu den Besten. Das motiviert die Mitarbeiter auch. Dazu sehen natürlich auch potenzielle Kunden auf solch eine Auszeichnung. Wenn ein bestimmter Bedarf besteht, sieht man sich oft natürlich zuerst bei den führenden Unternehmen in der jeweiligen Branche um.

Diese Auszeichnung gibt es für Arku ja nicht zum ersten Mal. Was sind denn die Eckpfeiler dieses Erfolges?

Hr. Reiss: Etwas Glück braucht es immer, um erfolgreich zu sein. Zwei wichtige Komponenten sind Stabilität und Innovation. Ein Unternehmen muss Krisen wie in der jüngsten Vergangenheit wegstecken können. Auch der Innovationsprozess kostet zunächst einmal Geld. Wir geben 5 % unseres Umsatzes für Innovation aus. Dazu braucht man auch die Mittel. Daher ist es mir sehr wichtig, dass Arku finanziell immer solide aufgestellt ist.

Wer hätte nicht gerne ein stabiles Unternehmen. Was macht denn Arku so stabil?

Hr. Reiss: Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten gut gewirtschaftet und uns so eine gute Eigenkapitalbasis erarbeitet. Zudem hat sich in der Krise gezeigt, dass wir viele Stammkunden haben, die uns auch in dieser schwierigen Zeit ihr Vertrauen geschenkt haben. Natürlich haben wir auch Probleme wie etwa Lieferschwierigkeiten gehabt. Aber unsere Kunden waren da sehr verständnisvoll.

Wie viele Unternehmen hatten Sie bestimmt auch mit Materialbeschaffung zu kämpfen. Wie haben sie da gegengesteuert?

Hr. Reiss: Um der Materialkrise zu begegnen haben wir alle Abteilungen, die an der Supply Chain beteiligt sind, verstärkt. Heute braucht man fast die doppelte Kapazität, um Teile zu beschaffen. Man muss mehrmals nachfassen und alternative Beschaffungswege erschließen. Das ist sehr zeit- und arbeitsintensiv. Dafür brauchten wir einige neue Mitarbeiter.

Und sicher mussten auch Sie, wie viele anderen die Preise anpassen. Wie wurde das im Markt angenommen?

Hr. Reiss: Das war eine Situation, wie wir sie so noch nicht kannten. Ich habe ja schon mehrere Rezessionen erlebt. Da sind die Produktionsmengen gesunken und auch die Preise. Diesmal war es aber anders. Die Mengen sind gesunken, aber die Preise gestiegen. Das war anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Zu Beginn war es schwierig, da wir noch einiges in den Auftragsbüchern hatten, was noch vor der Krise ausgehandelt wurde. Im letzten Jahr waren die Preise aber kaum mehr Thema, denn da war es für viele Kunden nur wichtig, ob wir liefern können. Da wurde dann nicht mehr viel über Preise gesprochen.

Wer bei Ihnen durch das Unternehmen geht, sieht schnell, dass Ihnen die Mitarbeiter sehr wichtig sind. Wie bekommen sie die Mitarbeiter zu Ihrem Unternehmen und motivieren Sie zu guten Leistungen?

Dr. Kappler: Wir konnten letztes Jahr unsere Mitarbeiterzahl um zehn Prozent erhöhen. Das war eine tolle Leistung unserer Personalabteilung. Aber da helfen natürlich auch solche Auszeichnungen wie die vorher von Ihnen genannte. Wir tragen auch nach außen, für was wir als Arku stehen.

Und wie siedeln Sie den Stellenwert ihrer Mitarbeiter in Zeiten der wachsenden Digitalisierung an?

Dr. Kappler: Auch bei der Digitalisierung brauchen sie Mitarbeiter, die diese Prozesse durchführen. In erster Linie wollen wir durch Digitalisierung die Arbeit für unsere Mitarbeiter erleichtern und auch effizienter machen. Ein Beispiel ist unser Produktkonfigurator. Das schätzen auch unsere Mitarbeiter. Denn diese Konfiguration von Hand zu schreiben ist keine große Herausforderung, frisst aber viel Zeit.

Fachkräftemangel ist ein großes Thema. Nicht nur in der Industrie. Warum schlägt das aus Ihrer Sicht so plötzlich durch?

Hr. Reiss: Wir sprechen mehr von Arbeitskräftemangel. Denn auch für einfache Tätigkeiten fehlen immer mehr die Mitarbeiter. Natürlich weiß man um das Problem schon sehr lange. Aber jetzt spüren wir das Thema stark. Einerseits ist es der demografische Wandel. Das heißt, dass mehr Menschen in Rente gehen, als neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Zudem sinken die Arbeitszeiten pro Mitarbeiter statistisch. Man darf auch nicht vergessen, dass wir die Arbeitsleistung in Deutschland vergleichsweise stark besteuern. Einem Mitarbeiter von uns, der in den USA beschäftigt ist, bleiben bleiben netto das Doppelte von seiner Überstundenbezahlung. So ist Arbeit nicht sehr attraktiv und immer mehr Menschen entscheiden sich für mehr Freizeit.

Sie haben jetzt eine neue Fertigungsstätte eröffnet. Wie kam es zu der Entscheidung, das Unternehmen so zu erweitern?

Hr. Dr. Kappler: Wir haben uns 2022 für diese Erweiterung entschieden, da wir ein großes Wachstumspotenzial für unsere Entgratmaschinen sehen. Die Maschinen werden am Markt sehr gut angenommen. Hier vor Ort wurde aber der Platz zu knapp, um eine effiziente Fließmontage mit dem nötigen Output aufzubauen. Der Standort arbeitet komplett autark. Das heißt wir haben dort Lager und Montage direkt vor Ort. Wir haben dort genug Platz, um eine effiziente Fertigung durchzuführen. Natürlich erhoffen wir uns dadurch eine weitere Verbesserung der Lieferzeiten.

Ein gutes Stichwort. Wie sehen denn Ihre Lieferzeiten derzeit aus?

Hr. Reiss: Bei Standardanlagen zwischen vier und sechs Monaten.

Lassen Sie uns über Nachhaltigkeit sprechen. Ein Thema, dass ja immer wichtiger wird. Was macht Arku, um hier gut aufgestellt zu sein?

Hr. Reiss: Wir müssen als Maschinenbauer unsere CO2-Bilanz zunehmend nachweisen und spätestens für 2025 auch einen Nachhaltigkeitsbericht abgeben. Daher beschäftigen wir uns intensiv mit diesem Thema.

Hr. Dr. Kappler: Konkret planen wir unsere PV-Anlage umfangreich zu erweitern, beim Heizen auf den Einsatz von Wärmepumpen umzustellen und unsere Fahrzeugflotte Stück für Stück zu elektrifizieren. Dabei bauen wir auch die Lademöglichkeiten bei uns am Standort aus.

Und was plant Arku, um seine Anlagen noch energieeffizienter zu machen?

Hr. Dr. Kappler: Die Energieeffizienz ist eine wichtige Säule unserer Produktstrategie. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen, prüfen wir immer, ob einzelne Komponenten noch energieeffizienter gemacht werden können.

Hr. Reiss: Beim Thema Nachhaltigkeit kann auch Software eine große Rolle spielen. Mit dem Wizard haben wir da auch schon etwas umgesetzt. Durch die auszuwählenden optimalen Voreinstellungen für den Entgratprozess lässt sich beispielsweise der Werkzeugverschleiß stark minimieren, das sorgt für weniger Verbrauch, was natürlich auch auf eine nachhaltige Produktion einzahlt.

Lassen Sie uns zum Schluss nach über den Einsatz von KI in den Anlagen sprechen. Ist der Wizard in Ihrer Anlagensteuerung schon KI?

Hr. Dr. Kappler: Aus unserer Sicht schon. Die Maschine macht ja nicht nur einen einfachen Vorschlag, sondern die Anlage fragt nach dem Ausgangszustand des Bauteils und danach noch, wie soll das Bauteil werden. Den Rest macht die Anlage selbst. Sie stellt die optimale Drehzahl des Werkzeugs ein, die optimale Geschwindigkeit des Förderbandes und letztlich sagt sie dem Anwender auch, welches Werkzeug er einsetzen muss. Das macht es für den Bediener viel einfacher und er kann sofort loslegen, ohne sich über irgendwelche Parameter Gedanken machen zu müssen.

Hr. Reiss: Soweit unsere Kunden das zulassen, lesen wir die Daten der Anlage auch aus und verfeinern die Maschineneinstellungen damit stetig. Der nächste Schritt, das Selbstlernen der Anlage ist dabei schon angedacht.

Der Wizard ist nun seit etwa 1,5 Jahren auf dem Markt. Wie kommt dieser denn bei Ihren Kunden an?

Hr. Reiss: Der Wizard ist wahrscheinlich das größte Unterscheidungsmerkmal unserer Anlagen zu unseren Mitbewerbern. Wir sprachen ja bereits über den Fachkräftemangel. Da ist eine einfache Bedienung der Anlage ein großes Plus. Und das kommt bei unseren Kunden auch sehr gut an. Man muss bedenken, dass durch falsches Einstellen bei einer Entgratmaschine schnell auch etwas kaputt gehen kann, was zusätzliche Kosten und Stillstand erzeugt. Da ist unser Wizard natürlich eine große Hilfe und eine Fehlbedienung nahezu ausgeschlossen.

Und was erwartet die Anwender in der nahen Zukunft bei den Arku-Anlagen?

Hr. Reiss: Das größte Potenzial liegt klar im Umfeld der Anlagen. Also beispielsweise die Automatisierung. Das wird der größte Trend der nächsten Jahre sein. Das treiben wir gerade intensiv voran.

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