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Foto: Fronius

Schweißen

Assistenzsysteme: Wenn der Draht zum Sensor wird

Assistenzsysteme von Fronius machen Roboterschweißen effizienter. Die Drahtelektrode wird dabei zum Sensor, der die Bauteilposition vor dem Schweißen prüft.

Fronius bietet eine Fülle von Assistenzsystemen für das automatisierte Roboterschweißen, die Rolle des Sensors übernimmt dabei eine Drahtelektrode. Das erspart einiges an Hardware und somit Kosten.

Unterschiedliche Roboter-Assistenzsysteme von Fronius

Automatisiertes Schweißen, vollkommen autonom, bei fehlerlosen Schweißnähten – so lautet die Vision. Spalte, Spanntoleranzen und andere Unregelmäßigkeiten sollen damit der Vergangenheit angehören beziehungsweise selbstständig vom Roboterschweißsystem ausgeglichen werden – das ist zum Teil noch Zukunftsmusik. Doch zahlreiche Roboter-Assistenzsysteme helfen bereits heute, manuelle Eingriffe in die automatisierte Serienfertigung zu reduzieren: Mit Wire Sense, Seam Tracking, Touch Sense sowie dem Teach Mode stellt Fronius ein breites Hightech-Portfolio für unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung.

Hoher Aufwand mit Extra-Hardware

Es gibt unterschiedliche Systeme, die beim automatisierten Roboterschweißen unterstützen. Sie alle haben das Ziel, Taktzeitverluste zu vermeiden und eine zuverlässige Nahtqualität sicherzustellen. Sensorik spielt dabei eine zentrale Rolle. Laser, Kameras oder auch taktile Sensoren sollen erkennen, ob das Bauteil an der richtigen Stelle liegt und ob es Spalte gibt. Weiterführend kann festgelegt werden, wie das System darauf reagieren soll. Diese Extra-Hardware birgt jedoch – neben den oft hohen Investitionskosten – sowohl einen großen Aufwand bei der Montage als auch im laufenden Betrieb.

Den Draht als Sensor verwenden

Zudem fördern viele dieser Systeme zwar die Nahtqualität, bringen aber wiederum Taktzeitverluste mit sich. Außerdem schränken sie durch ihre Störkonturen oftmals die Bauteil-Zugänglichkeit ein. Fronius bietet daher eine Alternative, die diesen Herausforderungen Stand hält: Durch die hochpräzise Steuerung des Schweißdrahtes in Kombination mit der schnellen Datenübermittlung der TPS/i-Stromquelle ist es möglich, den Draht nicht nur als Zusatzwerkstoff, sondern auch als Sensor zu verwenden. Das eröffnet neue Möglichkeiten.

Patentierte Wire-Sense-Technologie

Mit der patentierten Wire-Sense-Technologie kann der Roboter im Systemverbund mit dem Schweißgerät die Kantenposition sowie etwaige Spalte zwischen den Blechen erkennen. Dafür wird die Drahtelektrode zum Höhensensor:

  • Bei der Wire-Sense-Suchfahrt begibt sich der Roboter zunächst auf die gewünschte Position. Der Schweißdraht, der mit niedriger Sensorspannung beaufschlagt wird, tastet mit reversierenden Drahtbewegungen im Bereich von 100 Hz das Bauteil ab.
  • Wenn dabei der Draht das Bauteil berührt, entsteht ein nicht wahrnehmbarer Kurzschluss. Dieser wird anschließend durch das Abheben des Drahtes wieder aufgebrochen.
  • Die TPS/i-Stromquelle analysiert die im Kurzschlussmoment entstandene Schweißdrahtpositionsänderung und stellt sie dem Roboter als Höhensignal bereit.
  • In Kombination mit den Positionsdaten der Robotersteuerung und einem anfangs definierten Referenzpunkt ermöglicht Wire Sense somit, jede Geometrieänderung am Bauteil genau zu registrieren.

Kanten- und Höhendetektion

Die in der Praxis wichtigsten Anwendungen dieser Sensorik sind die Kanten- und die Höhendetektion, zum Beispiel bei Überlappnähten. Im Vorfeld wird ein definierter Schwellwert festgelegt, der etwas unter der Blechkantenhöhe liegt. Erkennt die Stromquelle bei der Wire-Sense-Suchfahrt Werte, welche über jenem Schwellwert liegen, ist die Blechkante erkannt und die TPS/i gibt umgehend ein digitales Touch-Signal und den ermittelten Höhenwert aus. So weiß der Roboter, wo sich die Blechkante befindet und wie hoch diese ist. Anhand dieses Signals kann dann die Robotersteuerung ihre aktuellen Positionsdaten speichern und über den Abgleich mit Soll-Daten im weiteren Verlauf die Roboterbahn korrigieren. Somit werden Bauteilungenauigkeiten erkannt und ausgeglichen. Der Roboter schweißt in Folge an der genau richtigen Stelle.

Spalte zwischen den Blechen errechnen

Die Kantendetektion ist bereits ab einer Materialdicke von 0,5 mm und bis zu 20 mm Blechdicke möglich. Da mit dem digitalen Touch-Signal auch die exakt vermessene Blechkantenhöhe übermittelt wird, ist Wire Sense in der Lage, Spalte zwischen den Blechen zu errechnen. Wire Sense schafft somit Abhilfe bei Toleranzschwankungen der zu verschweißenden Bauteile und entgegnet auch Toleranzen in der Spanntechnik.

Zuverlässige Nahtqualität und weniger Ausschuss

Das Assistenzsystem stellt eine zuverlässige Nahtqualität sicher und reduziert Nacharbeit sowie Bauteilausschuss um bis zu 100 % – ohne zusätzliche Sensor-Hardware. Hierfür muss das Fronius-Schweißsystem lediglich mit einem CMT Ready-System ausgestattet sein, damit die hochpräzise Kontrolle des Schweißdrahts gewährleistet werden kann.

[embed]https://youtu.be/aAqPJTzlYxE[/embed]Mit Wire Sense lassen sich Bauteil- und Spanntoleranzen erkennen und ausgleichen.

Den Stickout berücksichtigen

Noch bevor die erste Schweißung gemacht werden kann, muss die Roboterbahn händisch programmiert werden. Hierbei steuert ein Schweißer oder Programmierer den Roboter mittels Teach Pendant, fährt das Bauteil ab und speichert die entsprechenden Positionsdaten. Wichtig für die Schweißnahtqualität ist, dass über die ganze Schweißnaht ein konstanter Abstand zwischen Bauteil und Kontaktrohr eingehalten wird – der sogenannte Stickout. Auch bei diesem zeitintensiven, manuellen Vorgang können Assistenzsysteme helfen.

Teach Mode um 30 % schneller

Der Teach Mode von Fronius verhindert mittels reversierender Drahtbewegung, dass beim Abfahren des Bauteils der Schweißdraht verbogen wird. Sobald der voreingestellte Stickout vom Roboter unterschritten wird, startet die reversierende Drahtbewegung. Gleichzeitig wird dem Anwender über ein optisch-akustisches Signal vermittelt, dass er den Schweißbrenner vom Bauteil entfernen muss. So spart sich der Anwender das Abtrennen des deformierten Drahts und das neuerliche Abmessen des Stickouts. Der Teach-Vorgang wird so um bis zu 30 % beschleunigt.

Seam Tracking für dicke Bleche und lange Nähte

Das Fronius-Assistenzsystem Seam Tracking ist insbesondere für die Fertigung von Schienen- oder Baufahrzeugen relevant: Wenn dicke Bleche oder lange Nähte geschweißt werden, kann es aufgrund der entstehenden Hitze zu Verzug oder schlechter Positionierung der Bauteile kommen. Damit der Roboter trotzdem an der richtigen Stelle schweißt, bedarf es eines Systems, das die Schweißposition zuverlässig während des Schweißvorgangs erkennt. Durch Seam Tracking ist diese Erkennung bei Kehlnähten und angearbeiteten Stumpfnähten gewährleistet – gänzlich ohne zusätzliche Sensor-Hardware.

Vorprogrammierte Bahn korrigieren

Dafür pendelt der Roboter während des Schweißens zwischen den beiden Blechen hin und her. Aus den gemessenen Ist-Werten der einzelnen Schweißparameter erkennt der Roboter die tatsächliche Schweißposition beziehungsweise Abweichungen. Automatisch wird die vorprogrammierte Bahn entsprechend korrigiert und die Schweißung findet zuverlässig in der korrekten Position statt. Um Bauteil- und Spanntoleranzen auszugleichen, kann der Roboter mittels Touch Sense die Position von Kehlnähten automatisch vor jeder Schweißung kontrollieren. Hierfür berührt der Roboter mit der Drahtelektrode oder der Gasdüse, die mit jeweils niedriger Sensorspannung ausgestattet sind, die beiden Bleche am definierten Beginn sowie am Ende der Schweißnaht. Durch die im Kurzschluss erhaltenen Signale kann somit der perfekte Startpunkt festgelegt werden.

[embed]https://youtu.be/Wo0r2F3-kV8[/embed]Mit Touch Sense und Seam Tracking reduziert sich der Teachaufwand enorm, sodass auch kleinere Losgrößen im schweren Stahlbau effizient produziert werden können.

Deutlich weniger Nacharbeit

In Summe ermöglichen die Fronius-Roboter-Assistenzsysteme effizientere und zuverlässigere Abläufe beim Roboterschweißen. Die Nacharbeit an Bauteilen kann deutlich verringert werden und der Aufwand für das nachträgliche Umprogrammieren der Roboterbahnen wird weniger, da der Roboter selbstständig den Schweißnahtverlauf korrigieren kann. Die Assistenzsysteme von Fronius verwenden die Drahtelektrode als Sensor sowie als Zusatzwerkstoff. Anwender sparen dadurch Kosten und Wartungsaufwand für Sensor-Hardware und es kommt zu keinerlei Einschränkungen in der Bauteilzugänglichkeit.

Andreas Hummelbrunner

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